"Wenn du
merkst, dass du für etwas brennst, dass etwas eine Euphorie in dir weckt, dann
packe dieses Gefühl und wage den ersten Schritt!"
Interview vom 28. Januar 2020.
2014 bin ich nach Gießen gezogen, um Ökotrophologie zu studieren. In meiner
Freizeit habe ich dort nach und nach Tanzkurse belegt – Salsa, Bachata, Kizomba
und schließlich auch Bauchtanz. Die Welt des Tanzens hat mich gepackt und ich wollte
nicht mehr aufhören. 2019 habe ich die Ausbildung zur ESSENCE OF BELLYDANCE™ Lehrerin
absolviert. Zurzeit studiere ich im Master und gebe meinen Kurs „Bauchtanz – Bewegung
für Körper und Seele“ an einer Bildungseinrichtung.
Wie bist du mit Bauchtanz in Berührung gekommen und was gibt er dir?
Ich habe schon als Kind liebend gerne getanzt und war fasziniert von verschiedenen
Tänzen. Der Bauchtanz war immer ein Tanz, den ich gerne mal ausprobieren wollte.
2017 habe ich das erste Mal an der Uni einen Bauchtanzkurs belegt.
Essence of Bellydance bei Madeleine! In der ersten
Stunde habe ich mich direkt in den Tanz verliebt und wollte mehr lernen. Beim
Bauchtanz habe ich das Gefühl, bei mir selbst anzukommen und meinen Körper ganz
bewusst wahrzunehmen. Dieses Gefühl geht im Alltag oft unter. Ich fühle mich beim
Tanzen mit mir selbst und meinem Körper verbunden. Außerdem habe ich durch den
Bauchtanz allgemein eine liebevollere Beziehung zu meinem Körper gewonnen.
Du hast außer deiner Tanzausbildung auch einen Bachelor in Ökotrophologie
und machst einen Master in Ernährungswissenschaften. Wie passen diese
Leidenschaften zusammen?
Für mich gehört sowohl Tanzen/Bewegung als auch eine bewusste Ernährung zu
einem gesunden Lebensstil dazu. Es geht in beiden Bereichen darum, sich gut
um sich selbst und seinen Körper zu kümmern, zu wissen, was einem guttut usw.
Es hat also viel mit Selbstfürsorge, Selbstliebe und Achtsamkeit zu tun.
Wenn wir unseren Körper gut behandeln, schaffen wir die Basis für ein gutes
Leben und einen gesunden Geist.
Warum hast du dich dazu entschlossen, den Tanz zum Beruf zu machen?
Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass der Tanz ein Teil meines Lebens ist,
den ich nicht mehr wegdenken möchte. Es ist, als wäre mir nach all den Jahren
klar geworden, was mir die ganze Zeit in meinem Leben gefehlt hat. Gleichzeitig
wurde mir bewusst, dass ich mit dem Tanzunterricht auch anderen Menschen
viel geben kann. Der Wunsch nach einem Beruf, in dem ich Menschen inspirieren
kann, war schon immer in mir. Ich war mir nur nicht sicher, wie ich das
ausdrücken würde. Durch den Tanz habe ich meinen Weg gefunden.
Wie hast du begonnen und was waren deine wichtigen Erkenntnisse und
Meilensteine bisher?
Schon während der Essence of Bellydance Ausbildung habe ich ab und zu unbezahlt
Tanzkurse an meiner Praktikumsstelle gegeben. Mir hat es Spaß gemacht, neu erlerntes
weiterzugeben und mich schon in der Rolle als Tanzlehrerin zu üben. Dadurch habe
ich mit der Zeit mehr Selbstbewusstsein in dieser Rolle gewonnen – denn am
Anfang war das echt ungewohnt. Die Ausbildung zur Essence of Bellydance Lehrerin
mit der Prüfung am Ende würde ich als meinen größten Meilenstein bisher bezeichnen,
da ich mir vor 2 Jahren noch nicht vorstellen konnte, dass ich das schaffen würde.
Hattest du Bedenken, dich zur Lehrerausbildung anzumelden?
Als ich darüber nachgedacht habe, mich anzumelden, hatte ich erst noch viele
Selbstzweifel im Kopf. Ich habe mich gefragt, ob ich als Tanzlehrerin geeignet bin,
ob ich dafür nicht noch viele weitere Jahre an Erfahrung brauche und ob ich überhaupt
tanzen „kann“. Als ich es dann geschafft habe, die Zweifel beiseite zu legen
und mich für die Ausbildung anzumelden, merkte ich, dass es genau die richtige
Entscheidung war. Ich bin so froh, dass ich es gewagt habe und habe es keine
Sekunde lang bereut.
Wie hat die Ausbildung dich verändert?
Durch die Ausbildung habe ich gelernt, mehr auf mich und meine Intuition zu
hören und mir auch selbst mehr zuzutrauen. Früher hätte ich nicht im Traum
daran gedacht, dass ich mal Tanzlehrerin sein würde. Durch die Ausbildung
wurde mir klar: Oft stehen wir uns selbst im Weg und hindern uns daran,
unsere Träume zu leben, meist aus Ängsten und Unsicherheiten heraus. Natürlich
habe ich nicht alle Ängste komplett ablegen können und Unsicherheiten und
Zweifel treten immer mal wieder auf, aber ich denke, dass ich mittlerweile
besser damit umgehen kann. Dazu hat die Ausbildung zu einem großen Teil beigetragen.
Was war bisher der beste Moment in deiner Tanzlaufbahn?
Ich gebe seit 2019 Bauchtanz Kurse an einer Bildungsstätte, wo immer neue Frauen
kommen. Der beste Moment bisher war für mich, als einmal über 20 Frauen zu meinem
Kurs kamen. Der Raum war so voll, man hatte zwar einzeln nicht so viel Platz,
aber die Energie war einfach überwältigend. Diesen Tag werde ich nie vergessen
und er hat mir mal wieder gezeigt, warum ich das alles mache.
Gibt es etwas was du bereust?
Es gibt eigentlich nichts, was ich wirklich bereue, denn ich denke, dass
jede Entscheidung mich in meinem Leben weitergebracht hat, egal ob positiv
oder negativ und egal ob ich es heute anders machen würde. Aus Fehlern kann man
immer etwas lernen und auch etwas Positives herausziehen. Das einzige, was
ich vielleicht ein bisschen bereue, ist, nicht früher mit dem Tanzen angefangen
zu haben und mir so lange selbst im Weg gestanden zu haben.
Welche 3 Tipps hast du für Frauen, die einen ähnlichen Traum haben?
1. Just do it! Wir schieben so oft Dinge auf oder denken „das mache ich irgendwann
mal…“. Nein, tu es jetzt! Das Leben ist zu kurz um zu zögern oder zu warten. Wenn du
merkst, dass du für etwas brennst, dass etwas eine Euphorie in dir weckt, dann
packe dieses Gefühl und wage den ersten Schritt! Überlege, was du heute noch
für deinen Traum tun kannst und dann tu es.
2. Glaube an dich! Denke nicht daran, was andere, für dich unbedeutende Leute,
über dich denken. Es wird immer Leute geben, die es nicht gut finden werden,
was du machst oder wie du es machst. Davon darfst du dich nicht abhalten
lassen, denn du kannst es nie allen recht machen. Die Person, die am
meisten von deinem Traum überzeugt sein muss, bist du selbst. Wenn du
nicht an dich glaubst, werden es auch die Anderen nicht tun. Konstruktive
Kritik von den richtigen Leuten ist etwas anderes – lerne, das zu unterscheiden.
3. Baue Kontakte auf! Gegenseitige Unterstützung und Vernetzung sind das A und O.
Lege Konkurrenzdenken ab, denn damit kommst du nicht weit.
Nach Bauchtanz ist der sexy Paartanz Kizomba deine zweite Liebe,
wie ergänzen sich die beiden Tanzstile?
Beide Tänze sind sehr sinnlich. Es geht sowohl beim Bauchtanz als auch
beim Kizomba darum, in seinen Körper zu spüren und sich von der Musik leiten
zu lassen. Beim Kizomba braucht man Vertrauen zu seinem Tanzpartner und muss
sich auf ihn einlassen, denn man lässt sich „führen“ und dafür ist eine gute
Verbindung wichtig. Beim Bauchtanz hat man zwar keinen Tanzpartner, sondern
tanzt für sich alleine, aber man braucht eine gute Verbindung zu seinem
Körper. Man muss lernen, ihn wie er ist anzunehmen und die Bewegungen von
innen heraus zu spüren. Das ist eine gute Basis für Kizomba, denn wenn du
dich gut mit dir selbst und deinem Körper fühlst und ihm vertraust, kannst
du dich auch besser auf deinen Tanzpartner einlassen und ihm vertrauen.
Du hast Ende 2019 eine Diagnose über Multiple Sklerose erhalten und sagst,
dass der Tanz dir hilft? Kannst du uns dazu mehr erzählen?
Nach der Diagnose hatte ich wahnsinnige Angst. Multiple Sklerose ist eine
chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Der Krankheitsverlauf
ist bei jedem unterschiedlich und die Zukunft daher ungewiss. Ich kenne gute Verläufe,
aber auch sehr schlimme. Ich hatte Gedanken wie „werde ich in Zukunft überhaupt
noch tanzen können?“, „wie lange kann ich noch Tanzlehrerin sein?“, „sollte ich
lieber direkt damit aufhören?“. Letztendlich habe ich beschlossen: Ich werde so
lange tanzen, wie ich es noch kann. Ob das noch 2, 20 oder 50 Jahre sind. Das
Tanzen hilft mir dabei, mich lebendig und gesund zu fühlen. In Momenten, in
denen ich tanze, bin ich nicht „krank“. Ich bin einfach ich und ich tanze.
Das gibt mir unheimlich viel Kraft. Und falls es irgendwann nicht mehr so gut
klappen sollte, dann habe ich die Zeit genutzt und genossen, in der es ging.
Mir ist dadurch bewusst geworden, dass wir nie wissen können, was die Zukunft
bringt und dass wir den Moment leben und schätzen sollten und das machen sollten,
was uns erfüllt. Demnach kann ich gar nicht sagen, was es passender trifft: dass
der Tanz mir im Umgang mit der Krankheit hilft oder die Krankheit mir in meiner
Einstellung zum Tanzen hilft. Ich möchte anderen Betroffenen zeigen, dass auch
mit einer chronischen Krankheit das Leben nicht vorbei ist. Darüber schreibe ich
auch auf “Instagram , denn dort
habe ich eine tolle Plattform gefunden, um über meine Erfahrungen zu berichten
und mich mit Anderen auszutauschen.
Was sind die 3 wichtigsten Bücher, die dein Leben verändert haben?
Jorge Bucay – Komm, ich erzähl dir eine Geschichte
Paulo Coelho – Auf dem Jakobsweg
Antoine de Saint-Exupéry – Der kleine Prinz .
Wie sieht ein Tag in deinem Leben aus?
Als Studentin sieht jeder Tag bei mir unterschiedlich aus. Manchmal
muss ich morgens zur Uni, manchmal nachmittags oder ich habe auch mal
einen Tag komplett frei. Ich liebe es, schon morgens Bewegung und
Achtsamkeit in meinen Tag einzubauen in Form von Bauchtanz, Yoga oder
Meditation. Ich mag es auch, den Tag mit etwas Gehirnjogging zu starten
oder Fremdsprachen (Portugiesisch, Französisch) zu üben. Wenn ich es
morgens nicht schaffe, versuche ich den Tag über oder am Abend diese
Gewohnheiten nachzuholen. Auch wenn ich nicht jeden Tag schaffe, alles
davon zu machen, versuche ich mir regelmäßig Zeit für mich selbst und
meine Leidenschaften zu nehmen.
Ansonsten bestehen meine Tage meist
aus Vorlesungen, Seminaren, einkaufen, kochen, tanzen, träumen,
Zukunftspläne schmieden oder Treffen mit lieben Freunden im Café.
Ich verbringe auch viel Zeit mit meinem Verlobten. Wir wohnen zusammen
und lassen den Tag gerne mit einem schönen Abendessen, einem Film oder
einem Gesellschaftsspiel ausklingen. Gerne gehen wir auch gemeinsam
auf Salsa/Bachata/Kizomba Partys, da wir beide gleichzeitig mit dem
Tanzen angefangen haben und uns auch in einem Kurs kennengelernt haben.
Was ist deine Vision für die Zukunft?
Für die Zukunft stelle ich mir vor, Menschen dabei zu helfen, einen
gesunden Lebensweg zu wählen – mit Tanz & Bewegung, Ernährung und mentalen
Praktiken. Mein großer Traum ist es, mich mit anderen Menschen zusammenzutun
und eine Art Gesundheitszentrum mit genau solchen Angeboten zu eröffnen.
Ein Ort für ganzheitlich gelebte Gesundheit quasi. Außerdem möchte ich
auch gerne speziell Menschen mit chronischen Erkrankungen Mut machen und
ihnen im Umgang mit ihrer Krankheit helfen. Ich selbst möchte auch noch
mehr Tanz in mein Leben integrieren und am liebsten irgendwann selbst
auf der Bühne stehen.
Danke für das Interview Lisa! Du bist eine Inspiration.
Tanz ist deine Leidenschaft und du möchtest andere Frauen inspirieren? Dann werde Teil unserer internationalen
Gemeinschaft exzellenter Tanzlehrerinnen!